dedica im Gespräch mit Dr. Klaus Stallbaum, dem
Herausgeber des neuen Kundenmagazins WerbeART
1. Was war die Aufgabenstellung der Firmen/Geldgeber an Sie, diese Zeitschrift zu entwickeln?
– Die WerbeART-Gruppe ist ein Zusammenschluss von 8 deutschen Werbeartikel-Lieferanten, die mit ihrem Produktportfolio die gesamte Bandbreite des Werbeartikels und des gegenständlichen Kommunikationstransfers darstellen. Traditionsfirmen und Markenartikler, die mit ihren Produkten und ihrem Innovationspotential seit langem zur Spitze ihrer Branche und zu deren Treibern zählen.
Im Kern bestand – und besteht – die Aufgabenstellung in der Generierung einer Wissensplattform, wie sie die Werbeartikelbranche in dieser Form bislang nicht kannte. Ein überfälliges Novum also im Kommunikationszeitalter, in dem die Unternehmen selber mit ihren Stakeholdern kommunizieren. Zu einem solchen Portal müssen auch Touchpoints generiert werden. Eines davon ist das Magazin “WerbeArt”.
2. Warum wurde in diesem speziellen Fall ein Web Portal hinzugefügt? Welchen Stellenwert hat dieses für Sie ?
– Wir leben im Zeitalter der Content-Revolution, wie es Klaus Eck – der nicht nur für mich führende Content-Marketer – in seinem neuen Buch auf den Punkt gebracht hat. Die Grundüberlegung war also: Content generieren in Form eines Werbeartikel-Blogs? Oder die Lücke im Web schließen durch ein ständig wachsendes Wissensportal?
Die eigentlich ganz folgerichtige Entscheidung, gefolgt von dem allerdings enormen Ressourcen-Einsatz, das Webportal werbeart.info in der Anmutung und Funktion eines Werbeartikel-Wikis zu kreieren inklusive integriertem Blog sowie ergänzenden Accounts auf Facebook und Google+, entsprang somit nicht der Überlegung eines Magazin-flankierenden Ad-ons.
Vielmehr ist dieses Wissensportal rund um den Werbeartikel in seiner pulsierenden, gleichwohl durchdacht geordneten Vielfalt eine Art Muttergestirn, das von den Ausgaben des WerbeART-Magazins in die physischen Entscheiderwelten verlängert wird. So werden alle abgeholt: sowohl die Internet-affinen User als auch die haptisch orientierten Leser, die ein Magazin immer noch anfassen wollen.
Die Frage ist daher nicht, welchen Stellenwert das Portal für mich persönlich hat. Sondern welchen Stellenwert es für alle Marketeers – nicht nur für Werbeartikel-Professionals – und Einkäufer besitzt. Ich würde sogar soweit gehen, dass das WerbeART-Portal als Plattform für das Gesamtwissen rund um den Werbeartikel in all seinen Marketing-Facetten und seiner messbaren Leistungsstärke jederzeit auch eine lohnende Anlaufstelle für die Presse und den Ausbildungs- und universitären Marketing-Nachwuchs darstellt.
3. Braucht die Branche denn wirklich eine neue Publikation?
– Sicher kein neues Fachmagazin. Daher sollte man Kundenmagazine auch nicht mit Fachmagazinen vergleichen. Ein Kundenmagazin von Audi etwa hat mit einer Auto-Bild herzlich wenig zu tun.
Me-too-Produkte sind im Print sicher so aufregend wie als Werbeartikel.
Nicht hinterfragbar hingegen sind substantielle Initiativen, die Niemandsland urbar machen, blinde Flecken beim Nutz- und Mehrwert eines überragend vielfältigen und anschlussfähigen Kommunikationsmediums ausmerzen und dem Marketing als echtes Werkzeug entscheidende Schrittmacherdienste leisten. Das WerbeART-Projekt leistet einen Wissenstransfer, der über die Facetten der Einzelmitglieder weit hinausragt.
4. Wer ist die Zielgruppe? An wen wird das Magazin verschickt?
– Ich würde den Begriff der Nutznießer statt Zielgruppe präferieren. Und das ist, wie bereits erwähnt, die Marketing- und Kommunikations-Community, den Nachwuchs eingeschlossen, nicht zu unterschlagen die Multiplikatoren wie Presse und Blogs.
5. Welche Themen dürfen wir in Zukunft darin erwarten?
– Infotainment. Kurz, abwechslungsreich, in wenigen Seiten von der Chefredakteurin Sabine Wegner auf den Punkt gebracht.
Neben unterschiedlichen News, Porträts, Produkt- und Service-Neuheiten über Informationen zur Nachhaltigkeit auch Best-Practice-Beispiele sowie aktuelle Trends aus Marketing, Kommunikation und dem Neuromarketing. Abgerundet durch neuste Zahlen und Fakten aus der Branche, wie sie die großartige Arbeit des Gesamtverbandes der Werbertikel-Wirtschaft, GWW, mit Hilfe des PSI ermöglicht.
6. Beschränken Sie sich im Wesentlichen auf die wissenschaftlichen Aspekte der Haptik?
– Sicher nicht. Doch haben gerade auch die Erkenntnisse des Neuromarketings und dessen Transfer in das multisensorische Marketing der haptischen Werbung als wesentlicher Teil der Multisensorik einen ganz neuen Stellenwert eröffnet.
Der Werbeartikel ist endlich erwachsen geworden. Die Werbeartikel-Wirkungsstudie des GWW und des PSI sowie die vom Verband ebenfalls periodisch generierten Panels, die von Olaf Hartmann in seinem neuen Buch Touch! dargelegte fundamentale Bedeutung der Haptik in unserem und für unser Leben sind jüngste Meilensteine für die Branche und ihre Anschlussfähigkeit an das Marketinggeschehen.
Die Initiative der WerbeART-Gruppe und ihr Wissensportal sind nahtlos auf dieser Ebene einzureihen.
7. Wie wird verhindert, dass zu sehr die Interessen der geldgebenden Firmen vertreten werden? Erwartet der Leser nicht Unabhängigkeit des gedruckten Wortes?
– Ein großes Wort in Zeiten der vermischten Genres sogar bei den Ikonen des unabhängigen Journalismus’. Immer häufiger versuchen Werbekunden, Einfluss auf die redaktionellen Inhalte zu nehmen. Diesem Trend sollen ja die neuen Compliance-Regeln entgegen wirken, die der Arbeitskreis Corporate Compliance der deutschen Wirtschaft soeben im “Kodex für die Medienarbeit von Unternehmen” verabschiedet hat. Ein ernst zu nehmender Wegweiser auch für die Fachpresse.
Doch reden wir ja in unserem Fall bekanntlich von einem Kundenmagazin. Da darf der geneigte Leser zu Recht Informationen aus und zu der WerbeART-Gruppe erwarten. Bei den allgemeinen Themen darf er hingegen darauf zählen, sich in einer Sponsor-freien Zone zu bewegen.
8. Wird von den Finanziers der Zeitschrift geplant, weitere Geldgeber ins Boot zu holen?
– Auch in diesem Falle würde ich zur Loslösung von alten Begrifflichkeiten raten. Statt Finanziers und Geldgeber sehe ich in der WerbeART-Gruppe Unternehmen, die sich der Content-Revolution stellen und in ihre Zukunft investieren, indem sie sich auch als Kommunikatoren begreifen.
Als solche teilen sie ihr Fachwissen im Zeitalter der Transparenz mit jedem, dem und der es nutzen kann.
Ob die WerbeART-Gruppe dermaleinst expandieren wird, berührt eine gruppeninterne Entscheidungsebene und kann als solche natürlich nicht Gegenstand öffentlicher Reflexion sein.